Torsten Ueschner - Das Atelier des Künstlers als Schlachtfeld.
Das Atelier des Künstlers als Schlachtfeld
Nicht der einzelne Gegenstand, der ganze Raum wird zum Instrument des Malers. Es geht nicht um Staffelei, Pinsel, Farbe und andere Hilfsmittel. Alles zusammen in einem Gehäuse macht den Arbeitsraum eines Malers aus und charakterisiert zugleich sein Schaffen. Die Individualität des Künstlers vereinnahmt den Raum und kann ihn selbst in ein Artefakt verwandeln. Schälte man das Innere der ehemaligen Paketausgabe, in der Ueschner sein Atelier hat, jedoch heraus und verfrachtete es in ein Museum, gäbe dies ein eigenes Kunstwerk ab. Allerdings mutierte dieses in fremder Umgebung zu einem Stillleben und wäre damit ein Memento mori des künstlerischen Tuns.
Aber nicht nur die Gegenstände eines Ateliers spiegeln den malerischen Impetus des Künstlers. Betritt man dieses, werden weitere Sinne angeregt. Der Geruch der Ölfarbe sticht hervor. Dieser ist jedoch nicht durch ein einziges Lösemittel geprägt, sondern besteht aus einer Melange von Einzelgerüchen. Das Leinöl riecht nach Heu und hat „röstige“ Nebennoten. Der im Malmittel verwendete Dammarfirnis ist ein aufgelöster Harz von malaiisch-indischen Laubbäumen. Dieser duftet warm und lebendig. Rektifiziertes Balsamterpentinöl, gewonnen aus dem Balsam von Nadelgehölzen, hat einen viel sanfteren Geruch als gewöhnliches Terpentin und verbindet sich mit den anderen Aromen. Von dem Duft des Holzes der Keilrahmen und der Leinwände nicht zu sprechen. Dazu wabern zuweilen Wolken von schwarzem Tabak durch den Raum und ein Tee wird gebrüht.
Aus diesem Schlachtfeld der Sinne schälen sich die Gemälde des Torsten Ueschner geradezu heraus. Zum Teil in jahrelanger Arbeit, des vielfachen Übermalens, entstehen die pastosen Bilder. Sähe man ihnen den Prozess der Entstehung an, wären sie schlecht.
Der Ausstieg, der Zeitpunkt des Entschlusses, nicht weiter zu malen, ist der Entscheidende. Alles andere wäre Geschwätz.