Horst Kistner im Außendienst - ein Bericht
Seit einiger Zeit stürzen sich zahllose Fotografen auf verlassene Orte.
Lost Places, dieser Pseudoanglizismus, ist zu einem Topos in der Fotografie geworden und ist schwer in Mode. Profi- wie Hobby Fotografen aber auch Heerscharen von Instagram-Dilettanten überrennen diese Orte, sobald sie bekannt werden. Das Ergebnis sind Zehntausende Ablichtungen dieser spektakulär erscheinenden Motive im Netz. Eine Fotoreise nach Tschernobyl ist ab 779 Euro zu haben. Solche Art des „Abfotografierens“ interessiert Horst Kistner nicht.
Ohnehin ist er ein Studioarbeiter und baut aufwendig und detailversessen seine eigene Realität.
Langwierige Konzeptarbeit und zahlreiche Skizzen ermöglichen, dem beabsichtigten Motiv eine Umgebung zu bieten, die seiner künstlerischen Absicht entspricht. Aber manchmal passiert es doch. Der Tipp eines Jugendfreundes war die Besichtigung wert. Das Cafe Ehrmann in seiner Heimatstadt Bad Mergentheim, im lieblichen Taubertal gelegen, sollte nach 70 Jahren endgültig geschlossen werden. Bad Mergentheim geht es wie zahlreichen ehemals florierenden Bäderorten. Kurgäste bleiben aus. Eine Tradition verschwindet.
Das ein Kaffee aus den 50er-Jahren unverändert bis auf das letzte Detail „überlebt“, ist eine Ausnahme. Und dass ein Künstler wie Horst Kistner die Möglichkeit bekommt, in und mit diesem Ort zu arbeiten, kann als Glücksfall oder Fügung begriffen werden. Denn hier passte alles.
Einige Wochen vor der finalen Schließung des Cafés besuchte Horst Kistner den Ort und wusste, dass er etwas Außerordentliches gefunden hatte.
Es begann die Zeit der Konzeption. Von Anfang an war ausgeschlossen inhaltlich auf das Thema „Kaffee und Kuchen“ einzugehen. Zu lapidar. Simpel, und die Möglichkeiten dieses Ortes nicht ausschöpfend.
Mit seinem immensen Bildgedächtnis, den außergewöhnlichen inszenatorischen Ideen und nicht zuletzt mit den subtil eingesetzten Bezüge zu Filmen von David Lynch und Tarantino kam Kistner dem Ort und seinen Möglichkeiten näher. Dies möchten wir Ihnen in dem Beitrag – Horst Kistner im Außendienst – ein Bericht näher bringen.
Hat sich das innere Bild verfestigt und ist die Bildidee entwickelt, folgt die Umsetzung. Dies bedeutet Arbeit und erfordert Organisationstalent. Um einen höheren Kamerastandpunkt zu ermöglichen und zugleich einen Regenschutz für alle Eventualitäten zu haben, wurde ein Lastwagen mit Hebebühne gemietet.
Zum Zeitpunkt des Shooting mussten zahlreiche Requisiten bereitstehen. Die Kleidung für das Model und nicht zuletzt viele zusätzliche Dinge, welche nötig waren, um seine Ideen umzusetzen. Nicht nur Eisblöcke und Eier, sondern auch Taschen und unzählige Accessoires. Und die Hauptperson, das Model, kommt ins Spiel.
In einem weiteren Blogbeitrag zeige ich Ihnen bald die Ergebnisse, möchte aber hier schon einen kleinen Einblick geben. Gregory´s gone ist eine Hommage an Gregory Crewdson.
In unserem Shop können Sie erste Ergebnisse dieses Shooting, auch im Detail, betrachten.